
Kommentar | Frieden schießen – „Merz ist der gefährlichste deutsche Führer seit Adolf Hitler“
(Red.) Die Geschichte kehrt nicht als Farce zurück, sondern als kalkulierter Wahnsinn im Maßanzug. Friedrich Merz, der designierte Bundeskanzler, inszeniert sich mit wachsender Entschlossenheit als Kriegsherr im Westformat. Sein jüngster Vorschlag, die hochpräzisen deutschen Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine zu liefern, hat nicht nur militärische, sondern möglicherweise zivilisatorische Sprengkraft. Der Brüsseler Russland-Experte und Historiker Gilbert Doctorow findet klare Worte: „Friedrich Merz ist der gefährlichste deutsche Führer seit Adolf Hitler.“ Ein Meinungsbeitrag von Sabiene Jahn. (cm)
Ein Satz, der nicht leichtfertig gesagt wurde – und dessen Tragweite sich erst bei genauerem Hinsehen offenbart. Noch unter Kanzler Scholz wurde laviert, gebremst, gezögert. Taurus, das „Meisterstück“ deutscher Waffentechnologie, blieb unter Verschluss. Warum? Weil, wie geleakte Luftwaffenprotokolle zeigten, ein Einsatz dieser Waffe nur mit deutscher Zielprogrammierung und Personal möglich ist – und genau das würde Deutschland zur direkten Kriegspartei machen. Doch Friedrich Merz scheint diese rote Linie nicht nur zu ignorieren – er überschreitet sie mit Anlauf. „Merz ist bereit, Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine zu liefern – und empfiehlt sogar öffentlich, die Kertsch-Brücke zu bombardieren“, warnt Doctorow. Diese Brücke verbindet das russische Festland mit der Krim und gilt als neuralgischer Punkt russischer Logistik. Ihre Zerstörung wäre ein direkter Angriff auf russisches Territorium – mit unabsehbaren Folgen für Deutschland.
Wenig risikobehaftet
Doctorow bringt das Szenario auf den Punkt: „Wenn Deutschland liefert und zielt, wird Russland nicht die Ukraine treffen – sondern Deutschland.“ Die russische Führung könne es sich nicht leisten, diesen Schritt unbeantwortet zu lassen. Nicht zu reagieren würde in Moskau als Schwäche gewertet – mit möglicherweise innenpolitischen Konsequenzen für Putin selbst. „Ein russischer Vergeltungsschlag auf das Taurus-Werk“ – die Taurus System GmbH in Schrobenhausen, die 1998 von deren Gesellschaftern, der MBDA Deutschland GmbH und der schwedischen Saab Dynamics AB, gegründet wurde – „oder militärische Infrastruktur in Deutschland, wäre unter diesen Bedingungen völkerrechtlich nicht einmal ausgeschlossen“, sagt Doctorow – und verweist darauf, dass Washington längst selbst Kriegspartei ist. Doch auf Berlin zu schlagen sei geopolitisch und strategisch um ein Vielfaches einfacher – und politisch weniger risikobehaftet.
Die Annahme, ein russischer Gegenschlag auf Deutschland werde durch Artikel 5 der NATO zuverlässig beantwortet, hält Doctorow für brandgefährlich: „Die neue Realität mit Trump lässt den Schutzschirm bröckeln.“ Denn auch in den USA wachsen die Zweifel. Zwar spielt Donald Trump rhetorisch den großen Friedensstifter – doch er laviert, zögert, schiebt Verantwortung ab. „Trump hat nicht den Mut, Europa in die Schranken zu weisen – und ohne diesen Schritt wird es weder einen Waffenstillstand noch einen Friedensschluss geben“, urteilt Doctorow hart.
Militärisch wertlos
Die Neokonservativen um US-Aussenminister Marco Rubio und Keith Kellogg hätten, so würde es in russischen Talk-Sendungen wie „Das große Spiel“ besprochen, längst Trumps Ohr – sie wollten den Krieg verlängern, nicht beenden. Ihre natürlichen Verbündeten? Europa – mit Frankreich, Großbritannien und Deutschland an der Spitze. Das gemeinsame Ziel ist, Russland zu schwächen, notfalls auf Kosten der eigenen Bevölkerung. In der Ukraine hat der Westen seine Augen besonders auf Odessa gerichtet. Für Frankreich sei die Stadt eine nostalgisch aufgeladene Bühne, für Großbritannien ein militärstrategischer Brückenkopf nahe der Krim. „Die ‚Koalition der Willigen‘ um Emmanuel Macron und Keir Starmer ist militärisch wertlos, aber politisch gefährlich“, sagt Doctorow. Denn wo Substanz fehlt, wächst die Versuchung zur Symbolpolitik – auf Kosten der Sicherheit ganz Europas.
Und Merz? Er zelebriert eine Wiederauferstehung Deutschlands als militärische Führungsmacht – mit Formulierungen wie: „Deutschland ist wieder da.“ Was wie ein stolzer Satz klingt, ist für Doctorow eine „Neukonfiguration der antirussischen Koalition von 1941“. Nur mit anderen Mitteln – aber denselben ideologischen Reflexen. Donald Trump habe, so Doctorow, den 20. April als Frist für einen Waffenstillstand gesetzt. Doch die Uhr tickt – und weder Trump noch Europa bewegen sich. „Die Russen werden den Krieg weiterführen, bis die Ziele ihrer Spezialoperation erreicht sind“, erklärt Doctorow nüchtern. Und sollten deutsche Taurus-Raketen dabei eine Rolle spielen, könnte Europa zum direkten Kriegsschauplatz werden. Inmitten all dessen schweigen deutsche Medien für den Ordnungsruf, schweigt ein großer Teil der Bevölkerung – paralysiert von Angst, Ignoranz der zündelnden Realitäten oder ideologischer Blindheit. Doch die Frage der Stunde lautet nicht: Wer liefert was? sondern: Wie lange noch, bis der erste Taurus auf Moskau zielt – und etwas zurückkommt?
Tragödie letzter Teil
Wenn Friedrich Merz die Taurus-Marschflugkörper Richtung Osten schicken will, bleibt eigentlich nur eine logische Schlussfolgerung: Wir brauchen keine Schulen mehr, sondern Einberufungsbescheide. Die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart bringt es auf ihre ganz eigene Weise auf den Punkt: „Wenn die wirklich an einen Krieg glauben, braucht’s auch keinen Cent mehr für die Bildung. Wehrpflicht statt Schulpflicht.“ Denn, so folgert sie, Wissen macht Arbeit – und Dreck. „So ein Akademiker hier, dann liegt sie da, die Buchstabensuppe. Vorher noch das große Gejammer: Ich will nicht kämpfen, ich will lieber Goethe lesen. Goethe, ja – haben wir hier sein neuestes Werk: Der Panzer-Faust. Der Tragödie letzter Teil.“
Während Intellektuelle noch in Fußnoten versinken, schlägt Eckhart bereits mit dem Sarkasmus-Hammer auf die moralische Fassadenarchitektur der neuen Kriegsgesellschaft. Denn wenn der Krieg kommt – und die Rhetorik vieler Regierungsmitglieder lässt daran keinen Zweifel – ist der Bildungsauftrag endgültig entfallen. Man bläst die hohle Rübe weg – sauber, effizient, säurefrei.
Dass ausgerechnet ein Friedrich Merz in Rüstung und Infrastruktur investiert, findet Eckhart entlarvend paradox: „Das ist wie putzen, bevor die Trümmerfrau kommt. Wer wird sich denn am Sterbebett noch die Zähne bleichen lassen?“ Wirklich – warum renovieren, wenn demnächst die Flächenbombardierung kommt? Warum Brücken reparieren, wenn man ohnehin hofft, dass russische Panzer niemals drüberkommen, weil sie wegen Bauruinen am deutschen Realzustand scheitern? „Die trauen sich mit ihren Panzern niemals über unsere Brücken. Die müssten umsteigen – und dann heißt es: Der Russe kommt. Ja, aber mit dem ICE.“ Auch zum vielbeschworenen Sondervermögen für die Bundeswehr hat Eckhart eine Idee: „Wir könnten dieses Sondervermögen einfach auf die Bevölkerung aufteilen. Jeder kriegt gleich viel. Außer Parteimitglieder der Linken – die kriegen doppelt so viel. Dann schauen wir, ob sie sich abschaffen wollen.“
Nur Stille
Die taffe Frau aus der Steiermark, die längst als Todesfee der bürgerlichen Doppelmoral firmiert, seziert auch das Verhältnis von Geschlecht, Klasse und Kapital. „Die Oberschicht braucht kein Geschlecht. Sie ist ein Geschlecht.“ Der Schlusspunkt dieser brillanten Eskalation ist ein frühes Tierexperiment aus Eckharts Kindheit: „Ich habe Weinbergschnecken enteignet und ihre Häuser auf Nacktschnecken gesteckt. Ergebnis: Alle sind gestorben. Interessanterweise die Nacktschnecken zuerst. Da habe ich gelernt: Besitz belastet.“
Wenn Lisa Eckhart recht hat – und das hat sie auf ihre sarkastisch-analytische Weise fast immer – dann stehen wir am Vorabend des dritten Weltkriegs mit einer Regierung, die Goethe durch Panzerfaust ersetzt, Schulpflicht durch Stellungspflicht und Bildung durch „Ballistik für Anfänger“. Doch vielleicht reicht’s ja noch für einen Theaterabend. Bevor die Brücke fällt. Oder der nächste Panzer kommt – mit dem ICE.
In der Ukraine wütet der Krieg. Gerade häufen sich Berichte aus der Provinz Sumy, die in den deutschen Massenmedien nur noch als tödlicher Korridor zwischen russischem Vorstoß und ukrainischen Verteidigern beschrieben wird. In den USA blockiert die Trump-Regierung eine offizielle Verurteilung durch die G7. Keine Verurteilung des russischen Angriffs. Warum? Weil Trump einen Deal mit Putin will. Wirtschaft statt Waffen, Dollars statt Drohungen. Sein Gesandter Steve Witkoff war schon dreimal im Kreml. Dort ging es nicht um Menschenrechte – sondern um Rohstofflieferungen, Wirtschaftskooperation, eine neue Aufteilung der eurasischen Welt. Die Ukraine? Ballast. Man will sie loswerden, ohne dass es knallt. Also keine G7-Verurteilung. Kein Taurus-Sturm. Kein Artikel-5-Feuerwerk. Nur Stille. Und Verhandlungen. Man möchte „das Klima mit Russland nicht unnötig verpesten“, weil es großes Interesse gibt, Waffenstillstandsdeals zu verhandeln und Russland womöglich gegen China in Stellung zu bringen.
Großzügig delegiert
Ausgeblendet wird dabei, dass der medial verklärte Krieg echt und blutig ist, mit all den dramatischen Opfern. Und auch die Gewissheit, so informiert ein ukrainischer Verwaltungsangestellter, dass das ukrainische Militär eben auch zivile Infrastruktur nutzt, um Militäraktivitäten zu tarnen, so auch in Sumy am Palmsonntag, wie er erzählt. Dort hielten ukrainische Soldaten eine Veranstaltung ab, für die auch öffentlich geworben wurde.
Sumy rückt für den Kreml immer mehr in den militärischen Fokus. Die Russen setzen FPV-Drohnen, Glasfasersteuerung und neue Taktiken ein, um die Ukrainer aus russischem Kernland in Belgerod und Kursk zu verdrängen – und gleichzeitig in Richtung Sumy vorzustoßen. Da mag sich der außenpolitische Hardliner Johann Wadephul (CDU) über die vermeintliche „Notwendigkeit“ deutscher Marschflugkörper ereifern; doch wer erklärt den Menschen in Sumy, dass Europa seine militärische Munition – und damit womöglich einen Flächenbrand – immer weiter befeuert?
Mit jedem neuen Raketenangriff, mit jeder verpassten diplomatischen Initiative, gerät Europa tiefer in einen Konflikt, den es befeuert. Während Russland um Sumy kämpft, in Kiew getrauert wird und Washington laviert, zieht Friedrich Merz die Bundesrepublik womöglich direkt in die Schusslinie. Deutschland ist wieder da – dabei hat keiner es vermisst. Merz’ Satz im Bundestag – „Deutschland ist wieder da“ – hätte auch aus dem Mund eines Generals im April 1941 kommen können. Nur dass heute kein Marschbefehl folgt, sondern ein Rüstungs-Tinder für NATO-Staaten, wo jede Regierung einmal wischen darf: Taurus, F-16, HIMARS, Leopard. Swipen bis zum Atomkrieg? Dass diese Taurus-Waffen ausschließlich unter deutscher Kontrolle eingesetzt werden können, interessiert offenbar keinen. Denn Kontrolle bedeutet Mitverantwortung – und die wird in Berlin derzeit großzügig delegiert: an Rheinmetall, ans Verteidigungsministerium, an die Geschichtsvergessenheit. Scholz wusste es noch, darum zögerte er. Merz will’s wissen – koste es, was es wolle. (Auszeichnung cm)
Politisch entkernt
Während Europa weiter in Ehrfurcht vor Selenskyjs T-Shirts erstarrt, baut dieser seine Demokratie zur Diktatur um – und keiner merkt’s. Petro Poroschenko, Ex-Präsident, wurde enteignet, angeklagt – ohne Verfahren. Der Oberbefehlshaber Waleri Saluschny wurde entsorgt, nach London abgeschoben. Außenminister Kuleba, Infrastrukturminister Kubrakov – suspendiert. An der Macht befindet sich ein Schattenkabinett: Jermak, Litwin, Tatarow. „Wenn Poroschenko einfach abgesetzt werden kann, dann kann es jeden treffen,“ sagt der Abgeordnete Gontscharenko. Ein Regime, das politisch entkernt, oppositionell säubert und sich selbst demokratisch nennt, während es Waffen für die Freiheit fordert. Und Europa?
Lieferbereit. Mit vollem Magazin. Und offenbar wenig Verstand. Und Merz liefert. Kein Zweifel. Nur fragt keiner, wohin. Doctorow warnt, „Ein Gegenschlag auf deutsches Gebiet wäre völkerrechtlich kaum zu verhindern. Und Artikel 5? Eine Illusion in Trumps Welt.“
Was, wenn Putin nicht blufft? Was, wenn Deutschland tatsächlich wieder „da“ ist – aber am falschen Ort, zur falschen Zeit, mit der falschen Haltung? Was, wenn das, was als „Unterstützung der Ukraine“ beginnt, als Bombentrichter in Oberbayern oder einer hessischen Landeshauptstadt endet?
Was wir erleben, ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis jahrelanger Orientierungslosigkeit, ideologischer Hörigkeit und moralischer Anmaßung. „Besitz belastet“, sagt Lisa Eckhart. Und wenn dieser Besitz bald Raketen enthält, dann belastet er nicht nur – er explodiert. Panzerfaust statt Faust? Nicht als Lehrstück – sondern als letzte Szene eines Dramas, das keiner mehr aufhalten will. Aber wehe dem, der glaubt, das Publikum bleibe diesmal verschont.
Pulverdampf im Anzug
Am 17. April 2025 sprach Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums, eine unmissverständliche Warnung aus: „Die Lieferung und der Einsatz von Taurus-Raketen bedeutet eine direkte Kriegsbeteiligung Deutschlands – mit allen Konsequenzen.“ Eine solche Klarheit hat Seltenheitswert in der diplomatischen Rhetorik – und ist doch bezeichnend für die Lage. Der Taurus kann nicht ferngesteuert von Kiew eingesetzt werden. Es braucht deutsche Soldaten. Es braucht Programmierung, Zielzuweisung, technische Koordination. Es braucht eine politische Entscheidung, in den Krieg einzutreten. (Auszeichnung cm)
Die SPD ist gespalten. Ralf Stegner warnt: „Jetzt gibt es Bemühungen um Waffenstillstand – von Frankreich, von England, sogar von Trump, wenn auch in seiner eigenen Art. Da sollten wir keine Einzelwaffen öffentlich debattieren.“ Selbst Verteidigungsminister Pistorius, der vermutlich im Amt bleibt, zeigt sich zunehmend zurückhaltend. Und das hat einen Grund, den Merz bislang unterschätzt: die Stimmung im Land.
Laut einer aktuellen Civey-Umfrage sprechen sich 48 Prozent der Deutschen gegen die Lieferung von Taurus aus. Im Osten sogar 76 Prozent. Nur 24 Prozent dort sind dafür. Und Merz weiß: 2026 wird gewählt – in Sachsen-Anhalt, in Mecklenburg-Vorpommern, in Regionen, in denen die AfD an noch mehr Interesse gewinnen könnte. Wer also glaubt, Deutschland könne Taurus liefern und gleichzeitig den sozialen, politischen und diplomatischen Preis umgehen, der lebt nicht in der Realität.
Friedrich Merz gibt sich entschlossen. Aber seine Entschlossenheit ist nicht Sicherheitspolitik – sie ist Gefühlsersatz. Sie speist sich nicht aus Analyse, sondern aus Trotz. Nicht aus Verhandlungen, sondern aus polemischer Härte. „Wenn der Russe weiter bombardiert, dann liefern wir Taurus.“ Das ist keine Diplomatie. Das ist Pulverdampf im Anzug. Und genau deshalb ist Gilbert Doctorows Satz, so überzogen er auf den ersten Blick wirken mag, so beängstigend richtig: „Merz ist der gefährlichste deutsche Führer seit Hitler.“
Erinnerung
Denn auch Hitler glaubte, er müsse Stärke zeigen, koste es, was es wolle. Merz glaubt das ebenfalls.
Doch diesmal könnten wir alle der Preis sein. Am Ende stellt sich eine Frage, die man sich in Berlin nicht laut zu stellen traut – aber die sich aufdrängt wie ein Marschbefehl aus vergangenen Zeiten: Ist Friedrich Merz ein Kanzler – oder ein Spieler, der mit dem Feuer der Geschichte zündelt? Sein Auftreten ist nicht staatsmännisch – sondern großkotzig kalkuliert, sein Stil nicht verantwortungsvoll – sondern emotional aggressiv. Er redet von Abschreckung, aber meint Eskalation. Er spricht vom Schutz Europas, aber zieht Deutschland in einen Krieg, den es nicht überleben will und nicht überleben kann.
Wer so redet, führt nicht – er herrscht. Und zwar mit den Mitteln der Angst. Wenn Merz glaubt, dass Entschlossenheit bedeutet, Warnungen aus Moskau zu ignorieren, Waffen in den Abgrund zu schieben und die Bevölkerung mit testosterongeladener Rhetorik zu erziehen, dann zeigt er keine Führungsstärke. Dann zeigt er Führerqualitäten – von der schlechtesten Sorte. Die Geschichte kennt solche Figuren.
Sie brennen hell – und hinterlassen Asche.
Ich schreibe diesen Text nicht aus der Distanz der Theorie, sondern mit der Schwere einer Erinnerung, die nicht vergeht. Im Frühjahr 2018 war ich in Donezk. Ich habe gesehen, was Krieg mit Menschen macht, die nicht in politischen Talkshows sitzen, sondern im Keller schlafen, weil über ihnen Granaten einschlagen. Ich habe mit ihnen gesprochen, habe ihnen zugehört, als sie erzählten, was sie schon damals – vier Jahre nach Kriegsbeginn – alles durchgemacht hatten. Ich habe die Trauer, die Erschöpfung, den Stolz gespürt, mit dem sie ihre Würde zu bewahren versuchten. Ich kam zurück – äußerlich heil, innerlich verändert. Vielleicht auch traumatisiert. Ganz sicher aber aufgewühlt von der Arroganz, mit der in Deutschland über diesen Krieg gesprochen wurde … Als könne man mit Taurus-Raketen „Dynamik schaffen“. Ich weiß, was diese Dynamik bedeutet. Sie hat ein Gesicht. Sie hat Stimmen. Sie hat Gräber. (Auszeichnung cm)
Was in Berlin niemand sagen will
Ich bin eine ostdeutsche Frau, vernunftorientiert, geprägt von der Erzählung meiner Großmutter, die als junge Frau den Zweiten Weltkrieg überlebte. Ihre Geschichten von Hunger, Angst, von brennenden Städten – sie haben mich gelehrt: Nichts ist wertvoller als Frieden. Und nichts gefährlicher als politische Überheblichkeit. Ich glaube zu wissen, warum sich die russische Seele schützen muss. Vor der Allmacht eines Westens, der glaubt, alles bestimmen, alles deuten, alles verurteilen zu dürfen. Ich habe in Donezk gespürt, wie sehr dieser Hass schmerzt. Und ich sehe heute mit wachsender Sorge, wie er zurückkehrt – in medialer Rüstung, in politischen Tiraden, in Form deutscher Marschflugkörper. (Auszeichnung cm)
Und deshalb sage ich das, was in Berlin niemand sagen will: Wer diesen Krieg verlängert, begeht Schuld. Wer ihn verhöhnt, verrät Menschlichkeit. Wer ihn vergisst, lädt ihn erneut. Ich werde nicht schweigen. Nicht, solange die deutsche Politik glaubt, man könne Frieden schießen.
„In der Stunde der Barbarei ist das Denken die letzte Zuflucht des Menschlichen.“ Stefan Zweig
Kleine redaktionelle Anmerkung: Die meisten Kommentare und Analysen von Gilbert Doctorow aus Brüssel erscheinen auf der Online-Plattform Seniora.org auch in deutscher Sprache.
Zur Autorin Sabiene Jahn: Sabiene Jahn studierte Kommunikation der Werbewirtschaft und arbeitet als Journalistin, Moderatorin, Sängerin und Synchronsprecherin. Sie beschäftigt sich mit gesellschaftspolitischen Themen sowie der Recherche extremistischer Strukturen. Sabiene Jahn organisiert die parteifreie Veranstaltungsreihe „Koblenz: Im Dialog“, um gesellschaftspolitischen Austausch zu fördern. Als Friedensaktivistin entwickelt sie Konzepte zur Deeskalation und Inklusion. Zudem leitet sie das internationale Musikensemble „Nobel Quartett“. (Info gemäß NDS).
Quellen und Hinweise:
1.) www.youtube.com/watch?v=PCWkUAiE4Gw
2.) https://gilbertdoctorow.com/2025/04/15/friedrich-merz-the-most-dangerous-german-leader-since-adolf-hitler/
3.) www.youtube.com/watch?v=u696eQXydHw
4.) https://gilbertdoctorow.com/2025/04/17/transcript-of-judging-freedom-17-april-edition/
5.) www.youtube.com/watch?v=KsRhDeK4XLE
6.) https://www.ardmediathek.de/video/nuhr-im-ersten/lisa-eckhart-zoelle-fuer-den-ehemann/rbb/Y3JpZDovL3JiYl85NjgwNDM2MC02ZGU2LTQ0OGEtYjU0ZC1kNmVmNWJmMmQ1MDdfcHVibGljYXRpb24
7.) https://taurus-systems.de/de/unternehmen/
(Red.) Siehe dazu auch die neusten Forderungen der Ukraine an Friedrich Merz. Kommentar überflüssig.